Arnsdorf

Mit dem Vertrag von München vom 14. April 1816 haben sich die Beziehungen zwischen dem Königreich Bayern und dem Kaisertum Österreich normalisiert. Das bis 1803 selbständige Fürsterzbistum Salzburg, nach den Jahren der Koalitionskriege Frankreichs gegen europäische Machtrivalen mehrmals unter fremden Herrschern herumgereicht, kam nun endgültig zu Österreich. 

Franz Xaver Gruber lebte also in unruhigen Zeiten in Arnsdorf. Einen genauen Blick auf das Dorf aus dem Jahre 1829, aus dem Jahr, in dem er Arnsdorf verlassen hat, bietet der Franziszeische Kataster. Es handelt sich dabei um den ersten Liegenschaftskataster der Habsburgermonarchie. Bei der Gemeindegründung 1850 wurde Arnsdorf, das zur Pfarre Lamprechtshausen gehörte, auch politisch der Ortsgemeinde Lamprechtshausen zugesprochen. 

Bürgerhut

Zoomt man sich im weiten Feld der Monarchie an Arnsdorf heran, das 1829 Armstorf oder Armsdorf geschrieben wurde, so entdeckt man im Ortskern die damalige Anhäufung der Häuser. Außer der Kirche waren alle im Wesentlichen aus Holz errichtet, kleinere oder größere Bauerngüter in Grundeigenschaft. Berufszweige und Gewerbe dürften sich erst allmählich entwickelt haben. Die Bauern mussten geschickte Handwerker sein und Haus, Hof und Geräte selbst warten und pflegen. 

Neben der Kirche „St. Maria“ entdeckt man das Schulhaus, diesem gegenüber das Bauernschmied-Gebäude und weiter nordöstlich das Schneiderhäusl, das noch im 21. Jahrhundert im Original-Holzbau zu bewundern ist. Zwischen diesen beiden scheint ein kleiner Bau auf, vielleicht ein Vorläufer des Krämerhauses, das später den Dorfplatz beherrschte und 1990 geschliffen wurde. Außer zwei winzigen Einheiten (Heustadel?) nahe heutiger Druckerei und beim Rybagrund stehen Richtung Nordosten keine weiteren Häuser. Zwei Wege führen die 500 Meter nach Oberarnsdorf bis zum gemauerten prächtigen Pfarrhof und den beiden Bauernhöfen Limps und Pimperlhuber, jeweils mit kleinen Nebengebäuden. 

Im Dorf sind sechs Bauerngüter beinahe im Kreis angeordnet. Am größten posiert gleich neben und südlich der Kirche das Spitzauergut, auch Mayerhausergut genannt, ehemalige Grundherrschaft des Stiftes St. Peter. (Bauer Jakob Barth hatte 1815 unter dem Trauzeugen Franz Xaver Gruber seine Braut Maria Niederreiter geheiratet, Tochter des Paulmirtlbauern zu Niederreit. Beide feierten am 12. Juni 1865 Jubelhochzeit beim Wirt in Niederarnsdorf, vermutlich Lenzbauer, und luden dazu 28 Gäste ein.) Gegenüber, durch die Dorfstraße getrennt, schließt das Felbergut an, an gleicher Stelle wie heute, und auch das Maurergut noch weiter südlich scheint so wie heute im Kataster auf. Im Urzeigersinn weiter mit kleinem Abstand stößt man auf das Surergut, und zwischen Surer und Spitzauer schließt sich der Kreis mit dem Lenzbauergut. An der Anordnung der Häuser und der Straßen im Grundriss hat sich bis heute wenig verändert. 

Nur das Vierthalergut ist nach dem verheerenden Brand von 1906, Einäscherung total, circa 150 Meter weiter nach Osten gewandert. Zu Grubers Zeiten befand sich der stattliche Holzbau an der Weggabelung Richtung Gunsering/Zufahrt Maurer, aus heutiger Sicht gegenüber der Feuerwehrzeugstätte exakt in der Mitte zwischen Felber, Maurer und Lenzbauer. Die Durchfahrt zwischen Vierthaler und Maurer verlief an einer Stelle so eng, dass, wie berichtet wurde, man von beiden Häusern einander beinahe die Hände schütteln konnte. Zu Grubers Zeiten hieß die Vierthalerfamilie Bleiner, aber nicht mehr lange. 1931 heiratete Hoferbin Katharina Bleiner, eine ehemalige Schülerin Grubers, den Ehringersohn Georg Armstorfer aus Bruck bei Lamprechtshausen. Fortan schrieb sich der Vierthaler Armstorfer, ab 1924 Barth. 

Auch die umliegenden Ortschaften waren so gut wie nur von Bauerngütern bestückt. Die Siedlungsnamen sind hier unter dem Beitrag „Die Volksschule in Arnsdorf“ erfasst, worin der Schulsprengel angeführt wird. 

Im Pfarrhof in Oberarnsdorf wohnten zu Grubers Zeit drei Benediktiner-Patres aus Michaelbeuern, die Lamprechtshausen und Arnsdorf seelsorglich betreuten.   Täglich wurden mehrere Messen gelesen. Die Wallfahrt nach Maria im Mösl (auch: Maria am Mösl) stand in voller Blüte. Ständig wälzten sich Prozessionsschübe in Richtung Arnsdorfer Kirche. Als Lehrer und Familienvater schon stark beansprucht, war Gruber mit Mesnerdienst und als Organist nicht zu beneiden. 

Im Jahr 1820 war in Arnsdorf die Hölle los: 300-jähriges Gedenkfest der Kirchweihe. 20.000 Besucher soll das Dorf in der Jubiläumswoche gesehen haben, in der Gruber vor geistlichen und weltlichen Honoratioren brillierte mit Orchester und der Aufführung einer Messe aus eigener Feder. 

An anderer Stelle ist dazu Folgendes nachzulesen: „... So wurde auch die Jubelfeier der Einweihung der Kirche unter Abt Nikolaus III. 1820 festlich begangen. Der Zudrang des Volkes war so groß, dass die Predigten außerhalb der Wallfahrtskirche abgehalten wurden. Das Gotteshaus war während der achttägigen Feier so belagert, dass die Burschen, welche das Läuten besorgten, an der Westseite des Turmes einsteigen mussten...“